Die EDV-gestützte Pflegedokumentation

Chancen und Risiken

 

 

Abschlussarbeit

 

zur Erlangung des Diploms

 

für Intensivpflege mit Berechtigung zur Anästhesiepflege

 

 

 

am

 

Ausbildungszentrum West für Gesundheitsberufe in Innsbruck

 

 

 

BeurteilerIn

 

Claudia Leoni-Scheiber, MSc., DGKS

 

Mag. phil. Feistmantl Klaus, DGKP

 

 

 

 

vorgelegt von

 

 

Albert Zangerl

 

 

Zams, im Dezember 2011


 


Inhaltsverzeichnis

 

1       Einleitung. 1

2       Begriffserklärungen.. 4

2.1       Pflegeprozess und Pflegedokumentation.. 4

2.2       Ziele der Pflegedokumentation.. 5

2.3       Was ist ein Pflegedokumentationssystem?. 6

3       Erwartungen an die EDV-gestützte Pflegedokumentation.. 9

3.1       Nachteile der papierbasierten Pflegedokumentation.. 9

3.2       Vorteile der EDV-gestützten Pflegedokumentation.. 10

3.3       Akzeptanz eines Pflegeinformationssystems durch Pflegende. 12

4       Studienergebnisse. 17

4.1       Österreichweite Befragung zur Thematik Pflegedokumentation und Informationstechnologie  17

4.2       Vergleichsstudie konventionelle versus IT-gestützte
Pflege­dokumentation
.. 20

4.3       Die PIK-Studie. 22

5       Diskussion.. 26

6       Zusammenfassung. 30

7       Literaturverzeichnis. 31

8       Anhang. 33


1             Einleitung

In der heutigen Zeit gewinnt die Arbeit mit elektronischen Datenverarbeitungssystemen immer mehr an Bedeutung. Beruflich wie privat haben immer mehr Menschen mit Computern zu tun. Dies liegt vor allem an den immer größer werdenden Datenmengen, die bewältigt werden wollen. Auch der leichtere Zugang zu Informationen begünstigt diese Entwicklung. Musste man früher eine Bibliothek aufsuchen, um Informationen zu einem bestimmten Thema zu finden, reicht es heute meist den Computer zu starten, sich ins Internet einzuwählen und die gewünschten Suchbegriffe in eine Suchmaschine einzugeben. Dank öffentlicher, offener und freier[1] Datenbanken sind heute mehr Informationen als je zuvor für die breite Masse der Internetbenutzer verfügbar.

Auch Gebrauchsdaten wie zum Beispiel Telefonnummern, Adressen oder Verkehrsverbindungen sind meist nur einen Mausklick entfernt. Durch die zunehmende Miniaturisierung und Vernetzung der Zugangsgeräte kann auch von unterwegs jederzeit auf das Internet und die darin enthaltenen Informationen zugegriffen werden.

Auch vor der Pflege macht diese Entwicklung nicht halt. Da sich das pflegerische Fachwissen immer mehr vergrößert und immer mehr Informationen für die Pflege an Relevanz gewinnen, wird auch die Pflegepraxis zunehmend komplex.

„Eine gute Pflege basiert auf der Einbeziehung des aktuellen Wissensstandes (evidence-based nursing), welcher auf einem umfassenden Zugang zu Informationen beruht. Pflegepersonen wenden inzwischen erhebliche Zeit für Dokumentationsarbeit auf, [..]. Genau hier sollte die Informationstechnologie (IT) z.B. durch schnelles Verfügbarmachen der Daten, Zeitersparnis bei Schreibarbeiten, Transparenz der Pflegeleistungen, zeitnahes Controlling etc. ihre Stärken zeigen“ (Schaubmayr 2004, S. 3).

 

Immer mehr Institutionen im Gesundheitswesen nehmen an diesen Entwicklungen teil und investieren in großem Ausmaß personelle, organisatorische und finanzielle Ressourcen in die Implementierung von EDV-gestützten Informationssystemen. Teilweise ist jedoch in den betroffenen Berufsgruppen das Verständnis für derartige Veränderungen wenig ausgeprägt. Oft wird die Frage gestellt, ob der hohe Aufwand für die Einführung von Pflegedokumentationssystemen durch die zu erwartenden Ergebnisse und Verbesserungen gerechtfertigt wird (Moser, 2010).  Durch die Einführung von Pflegedokumentationssystemen werden teilweise gravierende Änderungen der täglichen Arbeitsabläufe herbeigeführt. Auch haben viele Betroffene Angst, dass durch den zunehmenden Einsatz von Computern in der Pflege der Anteil der administrativen Tätigkeiten noch mehr zunimmt, als das bisher schon der Fall ist. Auch haben laut Moser (2010) Pflegende oft die Befürchtung, durch die Einführung von Pflegedokumentationssystemen stärker als zuvor kontrolliert zu werden.

Ziel dieser Arbeit soll sein, das Verständnis für die EDV-gestützte Pflegedokumentation zu vergrößern. Einerseits soll beschrieben werden, woraus solche Systeme bestehen und wie sie sich in den großen Bereich der Klinischen Informationssysteme einfügen. Andererseits soll aufgezeigt werden, worin die Ziele für die Einführung von Pflegedokumentationssystemen liegen und welche Vorteile sich für die Beteiligten ergeben. Des Weiteren sollen auch die Barrieren und Probleme solcher Umstellungen betrachtet werden und wie damit umgegangen werden kann.

Durch eine Darstellung von Ergebnissen aus verschiedenen Studien zur Einführung von Pflegedokumentationssystemen soll demonstriert werden, wie die Umstellung in diversen Institutionen erfolgte, und ob die Erwartungen in diese Systeme erfüllt werden konnten.

Aus diesen Punkten ergibt sich auch die Fragestellung ob die EDV-gestützte Pflegeplanung in der Lage ist, die Qualität der Pflegedokumentation zu verbessern.

Methodisch stellt diese Arbeit eine Literaturarbeit dar. Um geeignete Literatur zum Thema Pflegedokumentationssysteme und EDV in der Krankenpflege zu finden,  erfolgte eine Recherche in verschiedenen Datenbanken. Die meisten Ergebnisse brachte die Recherche in der Datenbank der Zeitschrift „Pflegewissenschaft“. Auch über den Online Public Access Catalogue (OPAC) der UMIT - Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften, medizinische Informatik und Technik konnten einige Arbeiten und Bücher gefunden werden. Als Suchbegriffe wurden „EDV, Pflegedokumentation, Computer, Pflegeinformationssystem und IT“ verwendet.

Auch die Literaturangaben in den gefundenen Artikeln brachten wertvolle Hinweise für weitere Literatur.

Im zweiten Kapitel dieser Arbeit werden die Begriffe definiert, die für diese Arbeit essenziell sind. Hier wird geklärt, was unter Pflegeprozess und Pflegedokumentation verstanden wird und wie der Gesetzgeber diese definiert. Anschließend wird dargelegt, welche Ziele durch die Pflegedokumentation erreicht werden sollen.

Auch der Begriff „Pflegedokumentationssystem“ wird in diesem Kapitel definiert. Es wird erklärt, was man unter dem Begriff versteht, woraus ein solches System besteht und wie es sich in den Oberbegriff eines Klinikinformationssystems (KIS) einfügt.

Im dritten Kapitel soll verdeutlicht werden, welche Nachteile die papierbasierte Pflegedokumentation innehat und wo im Gegensatz dazu die EDV-basierte Pflegedokumentation ihre Vorteile besitzt. Hier soll dargestellt werden welche Erwartungen von verschiedenen Seiten an ein Pflegedokumentationssystem gestellt werden und welche Voraussetzungen für die Einführung eines solchen bestehen. Schließlich soll auch ein Blick auf die zu erwartenden Probleme bei der Implementierung eines Pflegedokumentationssystems geworfen werden. Auch die Nachteile der elektronischen Datenverarbeitung in der Pflege sollen hier kurz angesprochen werden. Ebenfalls behandelt wird hier das große Thema der Akzeptanz von Computersystemen durch Pflegende.

Da viele Einrichtungen im Pflegebereich schon Erfahrungen mit der Einführung eines EDV-gestützten Pflegedokumentationssystems gesammelt haben und es dazu auch schon mehrere Studien gibt, wird im vierten Kapitel betrachtet, inwieweit die Erwartungen in diese Systeme erfüllt oder nicht erfüllt worden sind. Außerdem soll gezeigt werden, wo die Probleme bei der Einführung lagen und wie diese eventuell vermieden werden können.

Insbesondere wird hier auf die von Christine Schaubmayr durchgeführte Studie zum Thema Pflegedokumentation und Informationstechnologie, die Vergleichsstudie derselben Autorin zwischen konventioneller und IT-gestützter Pflegedokumentation und die PIK-Studie von Ammenwerth et al eingegangen. Im fünften Kapitel  erfolgt die Diskussion der Ergebnisse der Arbeit.

Diese schriftliche Abschlussarbeit bezieht sich zu einem großen Teil auf die Untersuchungen von Schaubmayr und Ammenwerth, da diese einen starken regionalen Bezug zu Tirol aufweisen. Auch wenn diese Arbeiten schon einige Jahre alt sind dürften die Ergebnisse in gewissem Maße auch auf andere Krankenhäuser abseits der Klinik Innsbruck übertragbar sein.

 

2             Begriffserklärungen

2.1    Pflegeprozess und Pflegedokumentation

Die Verpflichtung zur Durchführung des Pflegeprozesses und der Pflegedokumentation ergibt sich aus dem Paragraph 5 des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes.

„§5 (1) Angehörige der Gesundheits- und Krankenpflegeberufe haben bei Ausübung ihres Berufes die von ihnen gesetzten gesundheits- und krankenpflegerischen Maßnahmen zu dokumentieren.

(2) Die Dokumentation hat insbesondere die Pflegeanamnese, die Pflegediagnose, die Pflegeplanung und die Pflegemaßnahmen zu enthalten.“ (Weiss-Faßbinder, Lust, 2010, S. 64).

Die einzelnen Bereiche des Pflegeprozesses werden anschließend unter dem eigenverantwortlichen Tätigkeitsbereich im zweiten Hauptstück, Abschnitt 2 näher definiert:

 „[..] (2) Der eigenverantwortliche Tätigkeitsbereich umfaßt [sic] insbesondere:

Erhebung der Pflegebedürfnisse und des Grades der Pflegeabhängigkeit des Patienten oder Klienten sowie Feststellung und Beurteilung der zur Deckung dieser Bedürfnisse zur Verfügung stehenden Ressourcen (Pflegeanamnese),

Feststellung der Pflegebedürfnisse (Pflegediagnose),

Planung der Pflege, Festlegung von pflegerischen Zielen und Entscheidungen über zu treffende pflegerische Maßnahmen (Pflegeplanung),

Durchführung der Pflegemaßnahmen,

Auswertung der Resultate der Pflegemaßnahmen (Pflegeevaluation),[..]“ (Weiss-Faßbinder, Lust, 2010, S. 88).

 

2.2    Ziele der Pflegedokumentation

Laut Ammenwerth, Eichstädter und Schrader (2003) hat die Pflegedokumentation eine Reihe von Aufgaben zu erfüllen. Neben der Erfüllung  des Gesetzes dient sie auch dazu, nachvollziehbar zu machen, warum gewisse pflegerische Handlungen durchgeführt werden. Weiters unterstützt die Pflegedokumentation die Kommunikation innerhalb des multiprofessionellen Teams. Der Verwaltung kann die Pflegedokumentation als Hilfsmittel zur Leistungsabrechnung, Personalplanung und als Beweismittel in Straf- und Zivilprozessen dienen.

Zur Unterstützung der Patientenversorgung stellt die Pflegedokumentation sicher, dass die Pflegetätigkeiten vollständig und lückenlos dokumentiert werden, die Kontinuität der Pflege durch Unterstützung der Kommunikation zwischen Pflegenden gewährleistet ist und die Entscheidungsfindung durch Sammlung aller pflegerelevanten Informationen zu den Patienten erleichtert wird. Des Weiteren soll eine redundante Datenerhebung vermieden, die Patientensicherheit durch die zentrale Sammlung von Patientendaten erhöht, die Organisation der Pflege in der Planung der Maßnahmen unterstützt und die individuelle, ganzheitliche Patientenversorgung durch den Pflegeprozess erleichtert werden.

Auch die Professionalisierung der Pflege profitiert von der Pflegedokumentation. Das Selbstbewusstsein der Pflegekräfte wird durch die Darstellung der erbrachten Leistungen gestärkt und die Eigenständigkeit der Pflege als eigene Berufsgruppe wird betont. Außerdem wird die Selbstverantwortlichkeit der Pflegekräfte durch eigenständige Planung und Durchführung der Pflege aufgewertet.

Die Qualitätssicherung im Bereich der Pflege wird durch die Pflegedokumentation unterstützt bzw. erst möglich gemacht. Nur durch die Dokumentation der Tätigkeiten und Ergebnisse kann die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität überprüft werden. Die Qualität der Pflege wird durch kontrollierbare Planung und die Nutzung von allgemeingültigen Pflegestandards erhöht.

Auch das Krankenhausmanagement kann und wird Nutzen aus der Pflegedokumentation ziehen. Die erbrachten Leistungen können abgerechnet und der Personal-, Ressourcen- und Materialbedarf können nachvollzogen und geplant werden.

Juristisch dient die Pflegedokumentation dazu die Dokumentationspflichten zu erfüllen und bietet dem Pflegepersonal eine rechtliche Absicherung gegenüber Anspruchstellungen eventuell geschädigter Personen.

Schlussendlich nützt die Pflegedokumentation auch der Forschung und Lehre. Nur durch systematische und vergleichbare Sammlung von Daten aus der Praxis können bestimmte Fragestellungen durch die Pflegeforschung erst behandelt und beantwortet werden. Die Ausbildung von Pflegepersonal wird durch die Verwendung von dokumentierten Fallbeispielen verbessert und erleichtert.

Hacker, Scheuch, Kunath und Haux (1999) zufolge dient die Pflegedokumentation außerdem dazu, die immer größer werdende Menge an zu verarbeitenden Daten und Informationen zu ordnen und richtig auszuwerten. Auch der Verlust von Informationen durch Vergessen oder Übersehen wird minimiert.

2.3    Was ist ein Pflegedokumentationssystem?

Hacker, Scheuch, Kunath und Haux (1999) versuchen den Begriff „Pflegeinformationssystem“ im Kontext der klinikinternen Datenverarbeitung zu beschreiben. Sie erklären zunächst die Begriffe „Klinisches Arbeitsplatzsystem“ (KAS) und „Krankenhausinformationssystem“ (KIS).

Als KIS wird die Gesamtheit der in der Klinik eingesetzten Datenverarbeitungslösungen bezeichnet. Hannah, Ball, Edwards und Hübner (2002) versuchen die Funktionen eines KIS wie folgt zu beschreiben:

„Ein KIS besteht daher im wesentlichen [sic] aus einem Computernetz, an das dezentrale klinische und nichtklinische Arbeitsplätze und zentrale Rechnerressourcen zur Koordination von grundlegenden Transaktionen der Patientenversorgung angeschlossen sind. So betrachtet stellt das KIS ein Kommunikationssystem zwischen Abteilungen wie zum Beispiel Küche/Diätetik, Stationen, Apotheke und Labor dar. Es beinhaltet neben den Abteilungssystemen einen zentralen Rechner für den Dateninput, die Übertragung, Speicherung und das Auffinden der Informationen und ein leistungsfähiges Rechnersystem zur geeigneten Verarbeitung und Aufbereitung der Daten“ (Hannah, Ball, Edwards und Hübner, 2002, S. 55).

Beim Klinischen Arbeitsplatzsystem (KAS) handelt es sich um ein Computersystem, welches das Personal an den jeweiligen Arbeitsplätzen für seine Arbeit nutzt. Laut Hacker, Scheuch, Kunath und Haux (1999) besitzt ein solches System eigene Kapazitäten zur Dateneingabe, -verarbeitung, -speicherung, -archivierung, -auswertung und –präsentation. Während früher diese Systeme reine „Insel-Lösungen“ waren, werden heutzutage meist vernetzte Client-Server-Lösungen eingesetzt. Der Vorteil darin besteht bei der zentralen Vorhaltung von Daten, die dadurch sofort und von jedem Arbeitsplatz aus verfügbar sind. Nebenbei ergeben sich durch die Nutzung von zentralen Datenspeichern bedeutende Kostenvorteile, da die einzelnen Arbeitsplatzsysteme weniger gut ausgerüstet sein müssen.

Das KAS stellt ein wichtiges Subsystem des KIS dar, da es die Schnittstelle zwischen KIS und allen auf den Stationen am Betreuungsprozess teilnehmenden Personen bildet.

Erwähnenswert ist, dass es sich bei den hier angesprochen Systemen keineswegs um monolithische Einheiten handelt, sondern dass diese Systeme durchaus aus mehreren primär unabhängig voneinander existierenden Produkten und Lösungen bestehen können und werden. Das Pflegeinformationssystem als solches wird von Hacker, Scheuch, Kunath und Haux (1999) wie folgt beschrieben:

„Ein Pflegeinformationssystem ist ein Computersystem, welches Informationen sammelt, speichert, verarbeitet, wiederauffindet, anzeigt und zeitgünstig kommuniziert, die für folgendes [sic] benötigt werden:

·         Administrierung der Pflegedienstleistungen und Pflegeressourcen in einer Gesundheitseinrichtung,

·         Verwaltung von standardisierten Patientenpflegeinformationen zum Zweck der Erbringung von Pflegeleistungen und

·         Verbinden von Forschungsressourcen und Unterrichtsanwendungen mit der Pflegepraxis“ (Saba, 1989 zit. aus  Hacker, Scheuch, Kunath, Haux, 1999, S 105).

 

Für diese Art von Computersystemen existiert eine Vielzahl von Bezeichnungen. Beispiele sind Pflegedokumentationssystem, Pflegeinformationssystem, Patientendatenmanagementsystem, elektronische Patientenakte, Krankenhausinformationssystem oder Ähnliches. Durch die Vielzahl der Bezeichnungen wird auch deutlich, dass eine Abgrenzung zwischen den verschiedenen Systemen auf Basis der damit arbeitenden Berufsgruppen nur schwer möglich ist.

„Da viele Daten eines Patienten bzw. der Station sowohl vom pflegerischen als auch vom ärztlichen Personal auf der Station gemeinsam genutzt werden, läßt [sic] sich keine scharfe Trennung eines KAS in „reine“ Arztinformationssysteme“ oder „exklusive“ Pflegeinformationssysteme ableiten“ (Hacker, Scheuch, Kunath, Haux, 1999, S 105).

Im Kontext dieser Arbeit wird mit „Pflegedokumentationssystem“ ein Computersystem bestehend aus Hard- und Software bezeichnet, mit dessen Hilfe der Pflegeprozess unterstützt wird.

Außer den Funktionen, welche für den reinen Pflegeprozess benötigt werden (Anamnesebogen, Diagnoseblatt, Pflegeplanung, Durchführungsnachweis und Evaluationsfunktion) kann und wird ein Pflegedokumentationssystem auch noch eine Vielzahl von weiteren Anwendungen und Funktionen beinhalten. Hacker, Scheuch, Kunath und Haux (1999) nennen hier insbesondere:

·         patientenbezogene, patientennahe Tätigkeiten

·         patientenbezogene, patientenferne Tätigkeiten und

·         nicht-patientenbezogene Tätigkeiten

Die einzelnen Funktionen eines Pflegedokumentationssystems, welche unter diese Punkte fallen, sind im Anhang tabellarisch aufgeführt und sollen hier nicht näher erläutert werden (siehe Anhang 1-3).

3             Erwartungen an die EDV-gestützte Pflegedokumentation

Warum gibt es nun Bestrebungen, die Pflegedokumentation mittels Datenverarbeitung zu unterstützen? Ammenwerth, Eichstädter und Schrader (2003) formulieren zunächst die Probleme einer konventionellen Pflegedokumentation. Demnach gibt es verschiedene Problemfelder, die beachtet werden müssen.

 

3.1    Nachteile der papierbasierten Pflegedokumentation

Eines dieser Problemfelder ist die Unvollständigkeit der Dokumentation. Untersuchungen zeigen, dass besonders in Bezug auf die Datierung und die persönliche Unterschrift der Verantwortlichen Defizite bestehen. Auch die Informationssammlung, Angaben zu Problemen, Ressourcen und Maßnahmen sowie die Evaluation von Interventionen werden häufig unvollständig dokumentiert. Weiters wird beschrieben, dass bestehende Dokumentationssysteme oft nicht den Vorgaben entsprechend angewandt werden. Beispiele dafür sind die fehlerhafte oder fehlende Nutzung von Formularen, wenn etwa Daten in die falschen Spalten eingetragen werden.

Auch im Bereich der Ziel- und Zuordnungsgenauigkeit werden häufig Probleme festgestellt. Oft fällt es schwer, Ziele zu definieren und diesen Zielen Maßnahmen zuzuordnen. Teilweise lässt sich im Nachhinein nicht feststellen, welche Pflegeperson welche Maßnahmen aufgrund welcher Indikationen durchgeführt hat. Auch die Art der Durchführung wird oft nicht ausreichend beschrieben.

Ein anderes Problemfeld stellen die Formulierungen dar. Da die Benennung und Formulierung von Erkenntnissen nicht standardisiert sind, können hier immer wieder Missverständnisse und Fehler in der Kommunikation entstehen.

Ebenfalls als problematisch wird die nachträgliche und nicht kontinuierliche Dokumentation genannt. Vielfach findet die Dokumentation aus dem Gedächtnis statt, was zu Ungenauigkeiten und Unvollständigkeiten und unter Umständen sogar zu einer Gefährdung der Patienten führen kann.

Zuletzt stellt auch die mangelnde Verfügbarkeit der Dokumentation eine Erschwernis dar. Oft wollen oder müssen mehrere Berufsgruppen auf dieselben Unterlagen zugreifen, sodass es hierbei zu Engpässen bei der Nutzung der Dokumentation kommt.

Auch Schaubmayr (2004) beschreibt diese Probleme, nennt aber zusätzlich noch weitere Punkte. Unter anderem wird die teilweise schlechte Lesbarkeit der Dokumentation kritisiert. Vonseiten der Pflegepersonen wird auch der Zeitaufwand für die papierbasierte Pflegedokumentation als Nachteil genannt. Das Fehlen einer bereichsübergreifenden Dokumentation, welches zu Doppelbefragungen von Patienten und Verschwendung von Zeitressourcen aufseiten der Pflege führt, bezeichnet von Schaubmayr ebenfalls als Missstand.

3.2    Vorteile der EDV-gestützten Pflegedokumentation

Diesen Problemen stellen Ammenwerth, Eichstädter und Schrader (2003) die Vorteile beim Einsatz einer EDV-gestützten Pflegedokumentation gegenüber.

Die Dokumentation soll durch die EDV-Unterstützung vollständiger und sachlich richtiger werden. Einerseits werden Einträge automatisch den Verfassern zugeordnet, andererseits werden unvollständige Eingaben über Nachfrage- und Aufforderungsmechanismen vervollständigt. Sprachliche Ungenauigkeiten können über in den Systemen enthaltene Vorgaben wie Leistungskataloge oder Textbausteine erheblich minimiert werden. Dadurch müssen Pflegepersonen keine eigenen Formulierungen finden, sondern können bereits vorgefertigte nutzen. Als weiterer Vorteil der EDV-gestützten Dokumentation wird die Verwendung von integrierten Leitlinien (z.B. „Clinical Pathways“) genannt.

„Ein »Clinical Pathway«, also klinischer Behandlungspfad, ist ein Dokument, dass [sic] den üblichen Weg der Leistung multidisziplinärer Behandlung für einen speziellen Patienten-Typ beschreibt“ (Ammenwerth, Eichstädter und Schrader, 2003, S. 29).

Durch den Einsatz solcher „Pathways“ kann, so zumindest die Theorie, Planungsaufwand eingespart werden, da die Planung nur noch auf die jeweiligen Patienten zugeschnitten bzw. individualisiert werden muss. Dadurch lässt sich die Verweildauer der Patientinnen im Krankenhaus verringern, und somit Kosten für die Behandlung einsparen. Leoni (2007) nennt zwei Hauptziele für die Einführung von Klinischen Behandlungspfaden. Einerseits soll die Qualität der Leistungserbringung gesichert werden, andererseits sollen durch einen optimierten Einsatz von Ressourcen die Behandlungskosten gesenkt werden. Die Autorin nennt neben Zielen für die zu Behandelnden, die einweisenden Ärzte und die Geldgeber auch Ziele für das behandelnde Personal:

„In Bezug auf die Mitarbeiter haben Klinische Behandlungspfade das Ziel, die Zusammenarbeit und die Kommunikation aller am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen zu verbessern und somit auch die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen. Durch eine gemeinsame Erarbeitung des Pfades soll allen Mitarbeitern verdeutlicht werden, dass eine effiziente und effektive sowie qualitativ hochwertige Patientenversorgung eine Gemeinschaftsleistung darstellt. [..] Durch den Einsatz von Klinischen Behandlungspfaden als gleichzeitiges Dokumentationssystem soll der Dokumentationsaufwand sowohl für das ärztliche als auch das Pflegerische Personal deutlich reduziert werden“ (Leoni, 2007, S. 45 – 46).

Als weitere Ziele eines Behandlungspfades nennt Leoni auch Vorteile bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter sowie bei der Weiterqualifikation vorhandener Mitarbeiter. Neue Erkenntnisse in Diagnostik und Therapie können so schnell mitgeteilt und umgesetzt werden (vgl. Leoni, 2007, S. 46). Allerdings nennt die Autorin nicht nur Vorteile in Bezug auf die Behandlungspfade. Als Hindernis für deren Einführung nennt sie unter anderem den beträchtlichen Zeitaufwand von etwa sechs bis zehn Monaten für das erstmalige Erstellen eines Pfades. Dieser Zeitaufwand nimmt allerdings bei der Erstellung weiterer Pfade deutlich ab. Auch die Befürchtungen, Behandlungswege würden zu einer „Kochbuchmedizin“ führen und der Individualität und Komplexität der Patienten und ihrer Erkrankungen würde nicht genügend Rechnung getragen werden, müssen beachtet und gegebenenfalls ausgeräumt werden.

Zur vertiefenden Beschäftigung mit klinischen Behandlungspfaden soll hier jedoch aus Platzgründen auf die Arbeit von Frau Leoni verwiesen werden.

 

Das Problem der nachträglichen und nicht kontinuierlichen Dokumentation scheint durch den Einsatz von EDV-Systemen durch regelmäßiges und selbstständiges Nachfragen auch gemindert zu werden. Allerdings ist dazu zu sagen, dass hierfür genügend Computer zur Verfügung stehen müssen. Optimal wären hier tragbare Einheiten, welche direkt am Bett benutzt werden können.

Ein deutlicher Vorteil der zentralen Datenspeicherung stellt die gleichzeitige Zugriffsmöglichkeit mehrerer Personen dar. Alle berechtigten Mitglieder der verschiedenen Berufsgruppen können zu jeder Zeit, von ihrem jeweiligen Arbeitsplatz aus, auf die benötigten Informationen zugreifen. Dadurch entfallen Wartezeiten und in der Folge ergeben sich erhebliche Erleichterungen in der täglichen Arbeitsroutine und der Kommunikation zwischen den Berufsgruppen.

 

Ammenwerth, Eichstädter und Schrader (2003) stellen sich auch die Frage, welche Hinderungsgründe gegen einen höheren EDV-Einsatz sprechen. Exemplarisch seien hier Probleme bei der Umsetzung und der Akzeptanz des Pflegeprozesses, geringe Computererfahrung der Pflegepersonen, Angst vor einer erhöhten Kontrolle, mangelnde Formalisierung und Implementierung der Fachsprache, unzureichende Technik und unklarer Nutzen bei hohem Einführungsaufwand (auch finanziell) genannt.

3.3    Akzeptanz eines Pflegeinformationssystems durch Pflegende

Um eine erfolgreiche Einführung eines Pflegeinformationssystems durchzuführen, muss auch die Akzeptanz der damit arbeitenden Personen sichergestellt werden. Hannah, Ball, Edwards und Hübner (2002) beschreiben einige Quellen für Widerstand gegen Informationssysteme in der Pflege. Als ersten Grund für eine geringe Systemakzeptanz wird genannt, dass Hersteller und Verkäufer solcher Systeme die Qualitäten ihrer Produkte übermäßig anpreisen. Oft wird das Computersystem als Universalheilmittel für alle Probleme im Gesundheitswesen und Gesundheitsmanagement dargestellt. Teilweise wird die Entscheidung über ein Informationssystem an das IT-Personal delegiert. Dieses kann aber die Bedürfnisse und Anforderungen der Pflege nicht hinlänglich einschätzen. Durch Defizite in der Kommunikation zwischen diesen Berufsgruppen wird die Qualität des Systemkonzeptes gemindert.

Ein zweiter Grund für geringe Akzeptanz besteht in einer überzogenen Erwartungshaltung in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Systems. Anwenderinnen und Anwender der Systeme zweifeln an den tatsächlichen Leistungen, wenn Versprechen und Hoffnungen unerfüllt bleiben.

„Oft lösten die Systeme aber ein Problem zu 40 bis 60 Prozent, was für sich genommen als ein gewaltiger Fortschritt zu interpretieren gewesen wäre. Die unrealistische, aber zugesagte 100-Prozent-Lösung verstellt den Blick auf die Hilfe, die das System wirklich zu leisten vermochte“ (Hannah, Ball, Edwards und Hübner, 2002, S. 260).

Eine ungenügende Einbindung der Pflege in die Entscheidungen über Informationssysteme kann ebenfalls die Akzeptanz dieser Systeme mindern. Das Gefühl, ein System „von oben“ verordnet zu bekommen und eine mangelnde Mitsprache bei der Einführung eines Pflegeinformationssystems kann Widerstand dagegen auslösen.

Manchmal wird vergessen, dass eine neue Technologie nicht nur dazu dient, alte Aufgaben schneller oder effizienter zu lösen, sondern dass sich dadurch auch völlig neue Ansätze und Optionen in der täglichen Routine ergeben. Wenn nur die eingeführten Arbeitsweisen mit den Funktionen des Systems verglichen werden, können die vielfältigen Neuerungen und Möglichkeiten leicht aus dem Blickfeld geraten.

Nicht zuletzt kann die persönliche und vertrauliche Beziehung zwischen Patienten und Pflege eine Quelle für Widerstand gegen elektronische Informationssysteme darstellen. Die Furcht vor unberechtigtem Zugriff auf Patientendaten hinterlässt bei vielen Pflegepersonen ein schlechtes Gefühl. Unterstützt werden solche Ängste durch Medienberichte über den fahrlässigen Umgang mit Daten durch diverse Unternehmen und Diebstahl von Kundendaten durch Kriminelle.

Auch Schaubmayr (2004) macht sich Gedanken zur Akzeptanz von Pflegeinformationssystemen durch die Benutzerinnen und Benutzer. Sie stellt fest, dass vor allem Benutzerfreundlichkeit und ein sichtbarer Nutzen für die Anwender und Anwenderinnen die Einstellung der Mitarbeiter gegenüber der IT-gestützten Pflegedokumentation wesentlich verbessern. Eine Reihe von Anforderungen an das Computersystem sollte angestrebt und bereits bei der Auswahl der Produkte beachtet werden. Besonders genannt werden hier Anforderungen an die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine. So sollen eine ausreichende Schulung auf das Produkt, eine ausreichende Userbetreuung, schneller Zugriff innerhalb des Systems und eine gute On-Line-Hilfe sichergestellt werden. Auch die Existenz von Suchfunktionen, die Möglichkeit zur Navigation zwischen verschiedenen Prozessschritten und die sinnvolle Gruppierung und Anordnung der Elemente des Pflegeprozesses erleichtern die Arbeit mit dem System. In Bezug auf die Datenerfassung nennt die Autorin folgenden Punkte als essenziell: leicht erlern- und bedienbare Systematik, keine redundante Erfassung von Daten, Vernetzung und Verwaltung aller zur Pflegedokumentation gehörenden Dokumente und die Möglichkeit Berichte wie z.B. Entlassungsberichte automatisiert zu generieren.

Neben der Möglichkeit das System einfach auf neue Gegebenheiten anzupassen, der Verwendung von Textbausteinen, der Dateneingabe mittels Multiple-Choice-Verfahren und der Existenz von Kurzprotokollen für Kurzaufenthalte, werden auch Zugriffs- und Auswertungsmöglichkeiten für das Pflegemanagement und die Pflegeforschung als wichtig erachtet.

Als ebenfalls nicht zu unterschätzende Anforderungen an eine EDV-basierte Pflegedokumentation nennt Ammenwerth (2004) folgende Punkte:

·         Nicht zu viele Informationen auf dem Bildschirm zu einer Zeit

·         Automatische Vorschläge für Pflegemaßnahmen je nach Pflegediagnose

·         Vorschlag von Pflegediagnosen auf Basis einer Bibliothek

·         Möglichkeit zur Bilderdokumentation

·         Anlage von Pflegepfaden

·         Möglichkeit der Hinterlegung eines Pflegemodelles

Auch die Hardware hat ihren Beitrag für die Akzeptanz zu leisten. Hier werden insbesondere Ausstattung, Leistung (Performance) und der Zugang ins System genannt.

Ammenwerth et al (2003) gehen in ihrem Studienprotokoll zur PIK-Studie ebenfalls auf die Akzeptanz eines Pflegeinformationssystems durch die Benutzenden ein. Die Autoren beschreiben primär vier Faktorkomplexe, welche die Akzeptanz und Adaptation beeinflussen:

·         technische Faktoren

·         individuelle Faktoren

·         aufgabenbezogene Faktoren

·         organisatorische Aspekte

Zu den technischen Faktoren werden Eigenschaften des Computersystems an sich gezählt. Besonders genannt werden hier Benutzerfreundlichkeit, Stabilität, Performance, Kosten, Funktionalität und Flexibilität der Software. Auch die technische Infrastruktur, insbesondere die Anzahl und die Aufstellungsorte der verfügbaren Rechner gehören zu diesen Faktoren. Speziell im Bereich der Pflegeinfor­mationssysteme werden hier die Qualität der Kataloge und die implementierte pflegerische Terminologie als Einflussfaktoren beschrieben.

Bei den individuellen Faktoren unterscheiden Ammenwerth et al zwischen Wissen (knowledge), Fähigkeiten (skills) und Einstellungen (attitudes) von Personen. Als besonders essentiell wird die Erkenntnis dargestellt, dass Motivation die wesentliche Voraussetzung für jedes Lernen ist. Einfluss auf die Akzeptanz haben auch frühere oder private Erfahrungen mit Computersystemen, Flexibilität und der Umfang und die Qualität von Schulungen. Auch die persönliche Einstellung bezüglich Veränderungen, die intrinsische und extrinsische Motivation und der subjektiv empfundene Nutzen von Pflegeinformationssystemen werden als relevant genannt. Im Pflegebereich sind auch die Überzeugungen und Einstellungen zum Pflegeprozess und der Wunsch nach Professionalität der Pflege zu nennen.

Unter aufgabenbezogenen Faktoren verstehen die Autoren solche, die in der Ablauforganisation liegen. Genannt werden hier die Komplexität der durchzuführenden Aufgaben, organisatorische Aufbau- und Ablauforganisationen, Informations- und Kommunikationsflüsse, Besonderheiten der verschiedenen Fachbereiche und die Dokumentationsabläufe.

Die organisatorischen Aspekte bestehen unter anderem aus der Berücksichtigung der Dynamik der Rahmenbedingungen in einer Einrichtung sowie der Organisation der Änderungsprozesse. Hier sollen Veränderungen durch Einbeziehung der betroffenen Mitarbeiter und Hierarchiestufen, Gewinnung sogenannter „Key-User“, Einbeziehung der Mitarbeiter in die Gestaltung des Systems und effiziente Organisation von Schulungen durchgeführt werden. Berücksichtigt werden müssen auch die Kultur einer Einrichtung in Bezug auf Innovationsfreudigkeit, Risikofreudigkeit, Kooperationsbereitschaft, Führungsqualität, Autonomie und Leistungsorientierung und Aspekte wie Kultur in einem Team, Personalstruktur und –fluktuation, Informationspolitik, Organisationsstruktur und Projektmanagement. Bedeutend im Bereich des Projektmanagements sind eine klare Zielsetzung, ausreichende Ressourcen, effiziente Projektorganisation, klare Einführungsstrategien, sorgfältige Planung sowie ausreichende Zeit für die Einführung.

Zusammenfassend beschreiben Ammenwerth et al folgende Zusammenhänge:

·         Je stärker die Änderungen an Arbeitsabläufen, desto größer auch die Widerstände.

·         Je kürzer Änderungen zurückliegen, desto größer sind Unsicherheiten und Störungen.

·         Je größer der subjektiv empfunden Nutzen und die subjektive Benutzerfreundlichkeit, desto höher die Akzeptanz (Ammenwerth et al, 2003, S. 11)

4             Studienergebnisse

In dem folgenden Kapitel dieser Arbeit wird auf die Arbeiten von Schaubmayr und Ammenwerth eingegangen. Obwohl teilweise schon neuere Untersuchungen zur Thematik verfügbar sind, wurden diese Arbeiten auf Grund ihres starken Bezuges zu Tirol ausgewählt. Frau Dr. Schaubmayr ist als Pflegedirektorin am Landeskrankenhaus Innsbruck tätig, Frau Dr. Ammenwerth leitet das Institut für Medizinische Informatik an der UMIT Privatuniversität in Hall.

4.1    Österreichweite Befragung zur Thematik Pflegedokumentation und Informationstechnologie

Schaubmayr (2004) hat im Rahmen ihrer Dissertation zwei Studien durchgeführt, welche sich mit dem Themengebiet Pflegedokumentation und Informationstechnologie befassen.

Für die erste Studie mit dem Titel „Österreichweite Befragung zur Thematik Pflege­dokumentation und Informationstechnologie“ hat sie an verschiedene Krankenhäuser in ganz Österreich 420 Fragebögen ausgesendet. Dieser Fragebogen richtet sich an diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegepersonen und leitende Pflegepersonen im stationären Bereich. Um eine breite Streuung zu gewinnen, wurden vier Zentralkrankenanstalten, vier Schwerpunktkrankenhäuser, vier Standardkrankenhäuser und zwei Ordenskrankenhäuser unterschiedlicher Konfession in die Studie einbezogen. Welche Krankenhäuser genau an der Studie teilnahmen, ist nur der Autorin der Studie bekannt; die Fragebögen wurden außerdem anonym ausgewertet.

Der von der Autorin selbst erstellte Fragebogen umfasste 20 geschlossene und halb offene Fragen, wobei elf davon die Themen „Allgemeine Fragen zur Pflegedokumentation“, „Wissen über die Pflegedokumentation“, „Erfahrungen der Pflegepersonen in der Umsetzung“ sowie Anregungen dazu behandeln. Zur Bedeutung dieser Fragen schreibt die Autorin:

„Diese Fragen sind deshalb von Interesse, da die Pflegedokumentation in Österreich zwar gesetzlich geregelt ist [..], die Erfahrungen aus der eigenen Praxis und aus Gesprächen mit den Pflegedirektionen anderer Krankenhäuser jedoch zeigen, dass die gesetzlichen Vorgaben vielfach nicht umgesetzt werden. Die Pflegedokumentation gehört offenbar noch nicht zur Routine“ (Schaubmayr, 2004, S. 55).

Neben drei Fragen zur Person wurden noch sechs Fragen bezüglich des Einsatzes von EDV und der Schulung im jeweiligen Arbeitsbereich gestellt. Für Schaubmayr war es von Interesse zu erfahren, inwieweit Pflegepersonen mit elektronischen Datenverarbeitungssystemen arbeiten und wie deren Einstellung zur Pflegeinformatik ist. Offene Fragen sollten es ermöglichen, Anregungen und Befürchtungen der Befragten in Bezug auf Pflegeinformationssysteme zu erhalten.

Von den 420 ausgesandten Fragebögen wurden 324 Fragebögen ausgefüllt zurückgesendet. Dadurch ergibt sich eine Rücklaufquote von etwa 77%, was für eine postalische Befragung sehr zufriedenstellend ist.

Hier soll nun auf die Ergebnisse eingegangen werden, die sich auf die elektronische Datenverarbeitung beziehen.

Auf die Frage, ob die Befragten auf ihrer jeweiligen Station mit EDV-Unterstützung arbeiten, antworteten insgesamt 84% mit „ja“. Bemerkenswert ist hier, dass nur 45,7% der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Ordensspitälern mit EDV-Unterstützung arbeiten.

Bei der Frage, in welchen Tätigkeitsbereichen die Befragten mit EDV-Unterstützung arbeiten, wurde die Pflegedokumentation mit nur 6,8% genannt. Laut Sellemann und Hübner (2009) ist dieser Wert bis 2009 in Österreich jedoch schon auf etwa 68% gestiegen. Weitaus häufiger wurde angegeben, den Computer für Patientenaufnahme und Entlassungen (70%), gefolgt von diversen Bestellungen wie Apothekenbestellung, Bestellung von Ge- und Verbrauchsmaterialien oder Essensbestellung zu nutzen. Für die Dienstplanerstellung wird der Computer zu 97,3% genutzt, dies betrifft allerdings nur leitende Pflegepersonen und deren Stellvertretungen.

Bezüglich der Schulungen auf die EDV-Anwendungen gaben 65,4% der Befragten an, geschult worden zu sein. 22,8% wurden teilweise geschult und 11,8% überhaupt nicht. 75,4% bezeichneten die Schulungen als ausreichend oder eher ausreichend, 24,1% sagten, diese seien eher nicht oder gar nicht ausreichend gewesen.

Unabhängig davon, ob auf der jeweiligen Station schon EDV-Dokumentation eingesetzt wurde, wollte die Autorin wissen, ob die Befragten in der Pflegedokumentation per EDV Vorteile sehen. Dies beantworteten 73,4% mit „ja“, 12,4% waren unschlüssig und 14,2% verneinten die Frage.

Im Anschluss an diese Frage hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, aus ihrer Sicht Vorteile oder Nachteile einer computergestützten Pflegedokumentation im Freitext zu nennen. Am häufigsten wurden hier als Vorteile die bessere Lesbarkeit, Zeitersparnis, die Verfügbarkeit von Daten, Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Auswertungsmöglichkeit der Daten genannt. Außerdem sei weniger „Zettelwirtschaft“ erforderlich. Auch die Qualitätssicherung, die Möglichkeit verschiedene Taxonomien wie Pflegediagnosen oder Standardpflegepläne zu erstellen und ein einheitliches Dokumentationssystem wurden genannt. Nur vereinzelt wurden die Anwendung von Pflegefachsprache und die Vermeidung von Doppelerfassungen angegeben.

Als Nachteile bzw. Probleme wurde am häufigsten die mangelnde Ausstattung mit Hardware genannt. Durch die eingeschränkte Möglichkeit zur Nutzung der Geräte würde eine „Hilfsdokumentation“ in Form von Zetteln entstehen, was wiederum zu einer zeitaufwändigen Doppelgleisigkeit führt. Auch das Fehlen eines ausreichenden technischen Supports und einer ausreichenden Schulung wurden als Probleme genannt. Als weiterer Nachteil werden anfängliche Lernschwierigkeiten und in der Folge davon ein erhöhter Zeitaufwand genannt.

Zum Abschluss des Fragebogens wurde die Frage gestellt, ob die Pflegeinformatik in Zukunft im Pflegebereich eine Rolle spielen wird. Diese Frage beantworteten 88,9% der Befragten mit „ja“ oder „eher ja“, 6,2% hatten dazu keine Meinung und nur 4,9% sagten „nein“ (0,7%) oder eher nein. Interessanterweise hatte die Dauer der Berufszugehörigkeit bei dieser Frage kaum eine Auswirkung.

 

Zusammenfassend lässt sich aufgrund dieser Studie sagen, dass die Motivation zur IT-gestützten Pflegedokumentation in der Berufsgruppe der Pflege sehr hoch ist, solange ein für die Pflege erkennbarer Nutzen vorhanden ist. Allerdings müssen auch die von den Befragten geäußerten Bedenken aufgegriffen werden.

Neben der Studie über den Einsatz von elektronischer Datenverarbeitung in der Pflege führte Schaubmayr auch eine Studie über Qualitätsunterschiede zwischen konventionell geführter und IT-gestützter Pflegedokumentation durch. Diese Studie wird hier behandelt.

 

4.2    Vergleichsstudie konventionelle versus IT-gestützte Pflegedokumentation

 

In der zweiten Studie, die Schaubmayr durchgeführt hat, vergleicht sie die konventionelle und die IT-gestützte Pflegedokumentation. Ihr Ziel ist es zu prüfen, ob eine EDV-Unterstützung die Dokumentation qualitativ verbessert und nachvollziehbarer macht. Zu diesem Zweck wurde eine prospektive Vergleichsstudie zwischen den beiden Arten der Pflegedokumentation durchgeführt. Die Fragestellungen waren dabei die inhaltliche Vollständigkeit nach dem Pflegeprozess, die Lesbarkeit, die Nachvollziehbarkeit und die Frage, ob die Pflegedokumentation bereichsübergreifend (Anästhesie, OP-Checklisten) sind.

Insgesamt wurden 40 Pflegedokumentationen, jeweils 20 konventionelle und 20 IT-gestützte, analysiert. Die medizinische Diagnose (Hüftendoprothese), das Alter und das Geschlecht der Patienten waren dabei jeweils gleich.

Die Studie untersuchte sowohl den quantitativen Aspekt der Pflegedokumentation wie das Vorhandensein der einzelnen Schritte des Pflegeprozesses, die Anzahl der Pflegediagnosen, Pflegeziele und Pflegemaßnahmen als auch die qualitativen Aspekte wie Lesbarkeit oder Nachvollziehbarkeit. Der Inhalt der Pflegedokumentation wurde nicht untersucht.

Im quantitativen Bereich waren sowohl im konventionellen als auch im IT-gestützten Bereich die Erstgespräche zu 100% vorhanden. Aus Mangel an mobilen Dokumentationsgeräten wurden diese allerdings bei allen untersuchten Dokumentationen auf konventionelle Weise erstellt.

Während bei der IT-gestützten Dokumentation zu 100% Pflegediagnosen vorhanden waren, traf dies bei der konventionellen Dokumentation nur auf 10% zu.

Bei der IT-gestützten Dokumentation waren auch bei allen untersuchten Datensätzen Pflegeziele formuliert. Allerdings war dabei jeweils nur ein Ziel, zur Mobilität, angegeben. Bei der konventionellen Dokumentation waren nur bei 60% Ziele angegeben, allerdings wurde dabei meist zusätzlich zur Mobilität auch noch die Schmerzfreiheit als Ziel dokumentiert.

Im Bereich der dokumentierten Pflegemaßnahmen ist zwischen den beiden Methoden kein signifikanter Unterschied auszumachen (102 bzw. 104 Pflegemaßnahmen). Ein Pflegebericht wurde in allen untersuchten Dokumenten erstellt.

Die qualitative Untersuchung der Dokumentationen zeigte, dass die Nachvollziehbarkeit bei konventioneller Dokumentation nur bei 25% gegeben war. Die Frage „ist die Pflegedokumentation nachvollziehbar“ musste in 40% der Fälle mit „weder noch“, in 35% mit „eher nicht“ beantwortet werden. Bei der IT-gestützten Dokumentation konnte die Frage zu 100% mit „eher ja“ beantwortet werden. Lediglich das Fehlen des Erstgespräches in der EDV verminderte die Nachvollziehbarkeit.

Auch die Verständlichkeit des Pflegeverlaufes war bei beiden Arten der Dokumentation durch das Fehlen von Teilen der Dokumentation vermindert. Die vorhandenen Teile waren meist verständlich, die Zusammenhänge waren aber nicht nachvollziehbar.

Bei der Frage der Lesbarkeit konnte die IT-gestützte Dokumentation wie erwartet zu 100% überzeugen, bei der konventionellen Dokumentation waren jedoch nur 35% „eher lesbar“.

In Bezug auf die Evaluierbarkeit der Dokumentationen wurden alle Dokumente aus der IT-gestützten Gruppe mit „eher evaluierbar“ beurteilt. In der konventionellen Gruppe wurden 5% als evaluierbar, 5% als eher evaluierbar, 10% mit „weder noch“, 20% als eher nicht evaluierbar und 60% als nicht evaluierbar eingeschätzt. Dieses schlechte Ergebnis war durch das Fehlen der Pflegediagnosen in den konventionellen Dokumentationen begründet.

Eine bereichsübergreifende Dokumentation war in allen Fällen der IT-gestützten Dokumentation und in 65% der konventionellen Dokumentation vorhanden.

Insgesamt wurde die IT-gestützte Dokumentation zur Gänze mit „eher gut“ bewertet. Bei der konventionellen Dokumentation wurden 5% als gut, 5% als eher gut, 45% als mittel, 35% als eher schlecht und 10% als schlecht bezeichnet.

In der Zusammenfassung der Studie stellt Schaubmayr fest, dass durch die IT-gestützte Pflegedokumentation die Quantität und Qualität der Dokumentation verbessert werden kann. Auch die eindeutig bessere Lesbarkeit, die Erhöhung der formalen Verständigkeit sowie eine transparente bereichsübergreifende Dokumentation sieht sie als gegeben.

Allerdings hat die Studie noch Schwächen bei der IT-gestützten Dokumentation aufgezeigt. Diese waren das Fehlen der Erstgespräche in der EDV sowie der Art der Entlassung.

Schaubmayr gibt an, dass die Untersuchung der quantitativen Kriterien relativ leicht durchzuführen war. Mitunter sei es jedoch schwierig gewesen, bei den qualitativen Kriterien eine objektive Einstufung vorzunehmen. Dies sieht sie vor Allem in der teilweise schlechten Lesbarkeit der Dokumentationen begründet.

4.3    Die PIK-Studie

An der Universitätsklinik Heidelberg in Deutschland wurde zwischen 1998 und 2000 ein rechnergestütztes Pflegedokumentationssystem auf vier Pilotstationen eingeführt. Diese Einführung des Pflegeinformations- und Kommunikationssystems, im folgenden PIK genannt, wurde durch eine ausführliche Evaluationsstudie begleitet. Ammenwerth et al (2001) untersuchten in dieser Studie unter anderem die Auswirkungen auf die Qualität und die Vollständigkeit der Pflegedokumentation, die Auswirkungen auf die Akzeptanz des Pflegeprozesses, von Computern allgemein und die Auswirkungen auf den Zeitbedarf für die Pflegedokumentation. Außerdem wurde die Akzeptanz von PIK durch pflegerische und nicht-pflegerische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Auswirkungen von PIK auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen betrachtet.

Die Studie stellte eine prospektiv geplante, nicht randomisierte Interventionsstudie dar. Die Intervention bestand in der Einführung von PIK, die Messungen erfolgten zu drei Zeitpunkten: kurz (nicht näher spezifiziert) vor der Einführung (T1), drei Monate nach der Einführung (T2) und etwa ein Jahr (mindestens neun Monate) nach der Einführung (T3). An der Studie nahmen zwei psychiatrische Stationen, eine Station der Kinderklinik und eine Station der Hautklinik teil.

Die Datenerhebung erfolgte durch schriftliche, standardisierte Befragungen sowie durch Dokumentenanalysen. Ergänzend dazu erfolgten Interviews durch die Studienautoren.

Ammenwerth et al stellten fest, dass die Einstellung der Pflegenden gegenüber dem Pflegeprozess, dem Einsatz von Computern allgemein und in der Pflege im Speziellen anfangs neutral bis leicht positiv war.

Auf den psychiatrischen Stationen, auf denen schon vor der Einführung von PIK der Pflegeprozess seit längerem erfolgreich umgesetzt wurde, ließ sich im Verlauf der Studie eine leicht positivere Einstellung gegenüber dem Pflegeprozess feststellen.

Auf den somatischen Stationen war zum Zeitpunkt der Einführung des PIK der Pflegeprozess noch nicht vollständig in der konventionellen Dokumentation umgesetzt. Hier wurden nur einzelne Aspekte des Pflegeprozesses wie Informationssammlung, eine Maßnahmendokumentation und die Berichtschreibung durchgeführt. In der Folge sank auch die Akzeptanz des Pflegeprozesses kurz- wie langfristig. Es wurde vielfach bemängelt, dass der Pflegeprozess zu viel Zeit kostet, zu viel Schreibarbeit verursacht und insgesamt „nicht funktionieren würde“.

Die Akzeptanz des PIK-Programmes im Speziellen konnte im langfristigen Bereich signifikant erhöht werden. Schon zum Zeitpunkt T2, drei Monate nach der Einführung des Systems, gab der überwiegende Teil der Befragten an das System routiniert und gerne zu benutzen. Nur auf einer somatischen Station sank die PIK-Akzeptanz zum Zeitpunkt T2. Dies dürfte laut Ammenwerth et al am stark gewachsenen Zeitaufwand der Dokumentation liegen. Allerdings war die Akzeptanz von PIK auch auf dieser Station zum Zeitpunkt T3 deutlich gestiegen und überwiegend positiv.

Im Bezug auf die Auswirkung von PIK auf die Qualität der Pflegedokumentation sahen die Teilnehmer der Studie eine deutliche Verbesserung gegeben. Sie gaben etwa eine Verbesserung der Übersichtlichkeit, der Vollständigkeit und der Lesbarkeit an. Die Studienautoren bestätigten diese Eindrücke, gaben aber an, dass die inhaltliche Qualität erst nach endgültigem Abschluss der Qualitätsmessung beurteilt werden kann. Diese Qualitätsmessung wurde von Mahler et al (2002) durchgeführt und wird in dieser Arbeit noch betrachtet werden.

Beim Aspekt der Zeitersparnis zeigen sich ebenfalls Unterschiede zwischen den untersuchten Stationen. Die psychiatrischen Stationen, welche schon vor der Intervention nahezu alle Phasen des Pflegeprozesses schriftlich dokumentiert hatten, konnten schon zum Zeitpunkt T2 eine Zeitersparnis bei der Pflegeplanung, zum Zeitpunkt T3 auch eine Zeitersparnis bei der Maßnahmendokumentation und Berichtschreibung erzielen. Die somatischen Stationen mussten sich hingegen erst an die veränderten Dokumentationsumfänge gewöhnen.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass durch die Einführung von PIK anfänglich ein erhöhter zeitlicher Aufwand für die Dokumentation erforderlich ist. Zum Zeitpunkt T3 konnte dieser Aufwand jedoch deutlich reduziert werden. Von großer Bedeutung scheint der Umfang der Pflegedokumentation vor der Umstellung zu sein. Dieser beeinflusst maßgeblich die subjektive Empfindung im Bezug auf eventuell erhöhte Aufwände.

Die Meinungen über den Einfluss von PIK auf die Professionalität der Pflege scheinen geteilt zu sein. Darauf deuten jedenfalls die Ergebnisse der durchgeführten Interviews hin. Eine Gruppe der Pflegepersonen kritisiert die Abhängigkeit vom PC, die Entfremdung vom Patienten und empfinden die EDV-gestützte Pflegedokumentation generell als einschränkend und zu standardisiert. Allerdings begrüßen diese Pflegekräfte nach einiger Übung mit PIK den geringeren Aufwand bei der Pflegeplanung und die verbesserte Lesbarkeit.

Eine andere Gruppe der Befragten sagte allerdings, dass sie durch den Einsatz von PIK in ihrer professionellen Arbeit unterstützt werde. So wird angegeben, dass die Planung und Erinnerung pflegerischer Maßnahmen unterstützt wird, die Pflege transparenter und die Dokumentation lesbarer und verfügbarer wird. Insbesondere werde die Arbeit nach dem Pflegeprozess unterstützt.

Gering eingeschätzt wird von den Pflegenden die Auswirkung auf die Qualität der Pflege an sich durch die EDV-Unterstützung. Hier werden eher die Ausbildung und das Herangehen als Einflussfaktoren genannt.

Die qualitative Veränderung der Pflegedokumentation durch die Einführung von PIK wurde, wie oben schon kurz angesprochen von Mahler et al (2002) untersucht. Dazu wurde ein Qualitätsleitfaden (siehe Anhang 4) erstellt, welcher die zentralen Gütekriterien an eine Pflegedokumentation enthält. Anhand dieses Leitfadens wurden die Pflegedokumentationen von zwei externen Gutachtern bewertet. Für jede der vier teilnehmenden Stationen wurden jeweils 20 Pflegedokumentationen für die Zeitpunkte T1, T2 und T3 untersucht.

Die Gutachter kamen zu dem Schluss, dass die Qualitätssteigerung der Pflegedokumentationen zwischen dem Zeitpunkt T1 und T3 signifikant war. Dies wurde vor allem durch die verbesserte Vollständigkeit der Dokumentationen bewirkt. Außerdem waren die Pflegekräfte gefordert, ihr eigenes Dokumentationsverhalten kritisch zu beleuchten und neue Möglichkeiten der Dokumentation zu diskutieren und einzusetzen.

Die externen Gutachter hatten jedoch auch Kritikpunkte. Diese waren hauptsächlich die fehlende Individualisierung der Pflegeplanung und die Tatsache, dass Probleme in den Pflegeberichten häufig nicht in der Pflegeplanung dokumentiert wurden. Oft wurden Maßnahmen in die Planung aufgenommen, die allerdings im weiteren Verlauf nicht durchgeführt wurden. Diese Kritikpunkte besserten sich zwischen den Zeitpunkten T2 und T3, konnten jedoch noch nicht vollständig beseitigt werden.

Auch wurde festgestellt, dass die Rechnerunterstützung nicht zwingend eine Erhöhung der Aufmerksamkeit gegenüber den Patientinnen und Patienten bewirkt. Ebenfalls Unterschiede gab es zwischen den einzelnen Stationen. Trotz vorhandener Pflegeplanung schien die Intention der Pflege unklar zu sein. Aus der Pflegedokumentation war nicht ersichtlich, ob die Pflegenden eigene Behandlungsziele verfolgen. Als mögliche Gründe dafür geben Mahler et al die kurze Liegedauer der Patienten auf einer der betroffenen Stationen an. Die Verpflichtung für alle Patienten eine Pflegeplanung zu erstellen, führe hier zu einer hohen zeitlichen Belastung. Interessanterweise waren gerade auf dieser Station die Benutzerakzeptanzwerte am niedrigsten (vgl. Ammenwerth et al, 2001). Eventuell liegen hier auch stationsspezifische Gründe wie die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Betreuung von PIK oder die Einstellung der Pflegenden und Stationsleitung zur Pflegedokumentation vor.

5             Diskussion

Die Literatur, welche in dieser Arbeit behandelt wird, zeigt auf, welche Erwartungen und Hoffnungen die Anwenderinnen und Anwender in die EDV-unterstützte Pflegedokumentation setzen.  Für die Pflegepersonen scheint es vor allem wichtig, dass ihre tägliche Arbeit mit und für die Patienten und Patientinnen unterstützt und nicht behindert wird.

Als große Erwartung in die elektronische Pflegedokumentation gibt Schaubmayr (2004) die mögliche Zeitersparnis an. Die Hälfte der von ihr befragten Pflegepersonen erwartet sich, durch den verstärkten Einsatz von Computern mehr Zeit für die Patienten zu gewinnen. Auch Albrecht et al (2010) beschreiben, dass oft die Erwartung besteht, der Computereinsatz würde der Pflege Freiräume für situatives Arbeiten verschaffen. Auf Grund der Ergebnisse der vorliegenden Studien muss diese Erwartung allerdings relativiert werden. Es wird aufgezeigt, dass besonders während und kurz nach der Einführung eines Pflegedokumentationssystems der Zeitaufwand für die Dokumentation sogar ansteigt. Gründe dafür sind sicherlich in der notwendigen Einarbeitung in das System zu finden. Auch dürften viele Pflegepersonen, besonders bei denjenigen, die wenig Computererfahrung besitzen, mit der Hand schneller schreiben als mit dem Computer.

Im weiteren Betrieb des EDV-gestützten Dokumentationssystems sinkt der Zeitaufwand wieder in etwa in den Bereich, der schon bei der konventionellen Pflegedokumentation gegeben war. Die Studien zeigen, dass zwar bei der Erstellung von Pflegeplänen Zeit eingespart werden kann, ein Zeitvorteil im Bereich der Maßnahmendokumentation und der Berichtserstellung jedoch nicht festgestellt werden kann (vgl. Ammenwerth et al, 2001 und Schaubmayr, 2004).

 

Auch quantitative Verbesserungen der Pflegedokumentation werden vielfach erwartet und gewünscht (Schaubmayr, 2004, Ammenwerth et al, 2001, Albrecht et al. 2010). So soll die Pflegedokumentation insgesamt durch die EDV-Unterstützung vollständiger und nachvollziehbarer werden. Besonders genannt werden hier das Fehlen von Unterschriften bzw. Handzeichen oder die mangelnde Maßnahmendokumentation. Hier wird durch die vorliegenden Studien eindeutig belegt, dass diese Erwartungen durch ein Pflegedokumentationssystem erfüllt werden können. Die Studien von Ammenwerth et al und Schaubmayr belegen, dass den formalen Ansprüchen, die an die Pflegedokumentation gestellt werden,  nahezu vollständig entsprochen wird. Im Vergleich zur konventionellen Dokumentation stellt dies einen bedeutenden Fortschritt dar. Auch die Lesbarkeit der Dokumentation konnte wie erwartet sichergestellt werden.

Eine erwartete Steigerung der inhaltlichen Qualität der Pflegedokumentation konnte in der PIK-Studie durch Mahler et al (2002) nur teilweise festgestellt werden. Obwohl die Qualität der Dokumentation subjektiv und objektiv gesteigert werden konnte, werden noch Defizite ausgemacht. So wurden in den Berichten beschriebene Pflegeprobleme teilweise nicht in die Pflegeplanungen übernommen. Auch ließ die Konsistenz zwischen den Ergebnissen der Informationssammlungen und der Pflegeplanungen fallweise zu wünschen übrig.

Auch eine Vereinfachung der Diagnosefindung und –formulierung durch Computersysteme wird von Pflegenden oft gewünscht. Laut Mahler et al (2003) kann dies durch die Anwendung von Textbausteinen oder standardisierten Pflegeplänen verwirklicht werden. Wie die Qualitätsanalyse der PIK-Studie durch Mahler et al (2002) gezeigt hat, besteht hier allerdings die Gefahr, dass es versäumt wird, die Pflegeplanung auf die Patienten zuzuschneiden und zu individualisieren.

 

Mahler et al (2003) beschreiben aber auch abseits des Pflegeprozesses Vorteile, die sich durch den Einsatz von EDV-Systemen ergeben. Besonders nennen die Autoren die erleichterte Verarbeitung und Weitergabe der erhobenen Daten an den administrativen Bereich. Diese Daten können im Idealfall auch für andere Berufsgruppen die Basis für weitere Entscheidungsfindungen bilden. Auch der gleichzeitige Zugriff auf die Daten durch verschiedene Personen und von verschiedenen Orten aus wird hier als großer Vorteil der elektronischen Datenverarbeitung genannt.

 

Bei all diesen Vorteilen der Pflegedokumentationssysteme dürfen aber auch die Nachteile und Grenzen dieser Technologie nicht aus den Augen verloren werden. Mahler et al (2003) nennen hier unter anderem technische Grenzen. So wird bemängelt, dass es in Bezug auf die Dokumentation nicht ausschließlich pflegerischer Leistungen, wie zum Beispiel Vitalparameter, Medikamentenverordnungen oder Behandlungspläne oft zu einem Medienbruch kommt, da diese Dokumentation vielfach noch papierbasiert abläuft. Dies führt oft zu einer mangelnden Übersicht über den Behandlungsverlauf. Ebenfalls kritisiert wird das Fehlen von mobilen Eingabegeräten. Besonders auf Stationen, auf denen viele Maßnahmen unmittelbar in den Patientenzimmern dokumentiert werden, wurden so Grenzen der Technik aufgezeigt. Hier ist darauf zu achten bei der Beschaffung der Ausstattung die Gegebenheiten und Anforderungen der Stationen zu berücksichtigen. Ein ebenfalls technischer Faktor, der die Akzeptanz der Systeme grundlegend beeinflusst, ist die Stabilität und Performanz des Systems. Laut Mahler et al (2003) führen technische Probleme und lange Zugriffszeiten auf das Programm zu Unmut unter den Mitarbeitern.

 

Auch durch menschliche und individuelle Faktoren werden EDV-Systemen Grenzen gesetzt. Laut Mahler et al (2003) kann jedoch der geringen Akzeptanz von Computersystemen durch ausreichende und adäquate Schulungen begegnet werden. Die Autoren schreiben dazu:

„So berichten auf der Station mit der geringsten PC-Erfahrung, dass sie sich nach Einführung von PIK® recht sicher im Umgang mit dem PC insgesamt fühlen – nicht nur isoliert in Bezug auf das Programm PIK® (Mahler et al, 2003, S. 72).

Laut Mahler et al (ebd.) konnte auf den unterschiedlichen Stationen beobachtet werden, dass die mangelnde Einsicht oder die Einstellung bezüglich der Pflegedokumentation Einfluss auf das Dokumentationssystem hat. Im Bereich des Individuums liegen allerdings auch viele Möglichkeiten bei der Einführung eines EDV-Systems. So ließ sich beobachten, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anfingen, ihr eigenes Dokumentationsverhalten zu reflektieren. Sie gaben an, jetzt eher darüber nachzudenken, was sie in den Pflegebericht schreiben. Weiters änderte sich auch die Einbindung der Dokumentationsabläufe in die tägliche Routine. Vor der Einführung der EDV-gestützten Dokumentation wurde meist kurz vor der Übergabe dokumentiert. Nach der Einführung wurde die Pflegeplanung und Leistungsdokumentation im Laufe der Schicht erledigt und nicht mehr nur zu einer bestimmten Zeit. Mahler et al (2003) gewannen den Eindruck, dass die Dokumentation zu einer größeren Selbstverständlichkeit geworden war. Allgemein konnte auch eine Einstellungsänderung zur Dokumentation festgestellt werden. Manche Mitarbeiter, die vorher nicht von der Pflegedokumentation überzeugt waren, sahen nun die Notwendigkeit einer professionellen Dokumentation als gegeben an.

Die Autoren sehen es als erwiesen an, dass die Dokumentation durch die Einführung des Pflegedokumentationssystems umfangreicher und vollständiger geworden ist und, dass durch die intensive Beschäftigung mit der Pflegedokumentation ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess angestoßen wurde.

 

Zusammenfassend lässt sich die Frage, ob die Pflegedokumentationsqualität durch Pflegedokumentationssysteme gesteigert werden kann mit „ja – aber“ beantworten. Die im Kapitel vier besprochenen Studien belegen, dass die Dokumentationsqualität nach der Einführung des Dokumentationssystems gesteigert werden konnte. Die Autoren sind sich allerdings einig, dass es dabei immer noch Probleme gibt, die nicht aus den Augen verloren werden dürfen.

Der Computer darf hier nicht als Allheilmittel für alle Probleme der Pflegedokumentation gesehen werden, sondern als das, was er ist: Ein Werkzeug, das der Pflege hilft, ihre Aufgaben im Bereich der Dokumentation effizienter und vollständiger zu erledigen.

6             Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit versucht die Begriffe Pflegeprozess und Pflegedokumentation, die Ziele der Pflegedokumentation und den Begriff des Pflegedokumentationssystems zu definieren.

In weiterer Folge wird aufgezeigt, worin die Nachteile der papierbasierten Pflegedokumentation und im Vergleich dazu die Vorteile der EDV-gestützten Pflegedokumentation liegen. Auch die Faktoren für die Akzeptanz eines Pflegeinformationssystems durch Pflegende werden erklärt.

Die Ergebnisse der Studien von Christine Schaubmayr (2004) „Österreichweite Befragung zur Thematik Pflegedokumentation und Informationstechnologie“ und „Vergleichsstudie konventionelle versus IT-gestützte Pflegedokumentation“ werden analysiert.

Auch die PIK-Studie von Elske Ammenwerth et al (2001) wird betrachtet, um festzustellen, ob sich durch den Einsatz einer EDV-gestützten Pflegedokumentation die Qualität der Pflegedokumentation erhöhen lässt.

Anschließend werden die Erwartungen an ein Pflegedokumentationssystem kritisch dargestellt und es wird versucht zu klären, ob diesen Erwartungen entsprochen werden kann.

Die Studien zeigen, dass viele Erwartungen der Anwender durch Pflegedokumentationssystem erfüllt werden können. Allerdings müssen bestimmte Voraussetzungen vor einer Umstellung erfüllt werden, damit die Implementierung erfolgreich wird. Neben technischen und organisatorischen Voraussetzungen müssen auch personelle und individuelle Faktoren berücksichtigt werden.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Vollständigkeit und die Qualität der Pflegedokumentation durch den EDV-Einsatz gesteigert werden kann.

 

 

Schlüsselwörter: Pflegedokumentation, Pflegeprozess, Pflegedokumentationssystem, Pflegeinformatik

7             Literaturverzeichnis

Albrecht M. et al (2010). Pflege und Technik – konventionelle oder IT-gestützte Pflegedokumentation – spiegelt die Praxis den theoretischen Diskurs wider? In: Pflegewissenschaft 1/2010. S. 34 - 46

 

Ammenwerth E., Eichstädter R., Schrader U. (2003). EDV in der Pflegedokumentation. Ein Leitfaden für Praktiker. Hannover. Schlüttersche

 

Ammenwerth E. et al (2001). PIK-Studie 2000/2001. Evaluation rechnergestützter Pflegedokumentation auf vier Pilotstationen. Studienprotokoll und Ergebnisse. Forschungsbericht der Abteilung Med. Informatik Nr. 6/2001. Universitätsklinikum Heidelberg. http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/1792 (07.06.2011)

 

Ammenwerth E. et al (2003). Einflussfaktoren auf die Akzeptanz und Adoption eines Pflegedokumentationssystems – Studienbericht, Bericht Nr. 2/2003. Private Universität für Medizinische Informatik und Technik Tirol. Innsbruck

 

Hannah K., Ball M., Edwards M., Hübner U. (Hrsg.) (2002). Pflegeinformatik. Berlin. Springer

 

Hacker W., Scheuch K., Kunath H., Haux R. (1999). Computer in der Krankenpflege. Regensburg. Roderer

 

Leoni K. (2007). Der Entwicklungsprozess Klinischer Behandlungspfade und deren Potenzial zur Qualitätsverbesserung und Kostensenkung. Diplomarbeit vorgelegt an der IMC Fachhochschule Krems

 

Mahler, C. et al (2002). PIK-Studie 2000/2001. Evaluation rechnergestützter Pflegedokumentation auf vier Pilotstationen. Abschlussbericht – Teil: Qualitätsmessungen. http://www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/3246 (07.06.2011)

 

Mahler C. et al (2003). Die Einführung rechnergestützter Pflegedokumentation am Beispiel von PIK – Grenzen und Möglichkeiten. In: PrInternet 11/2003. S. 68 – 74

 

Moser P. (2010). EDV-gestützte Pflegedokumentation – Umsetzung in der Pflegepraxis: Lohnen sich Aufwand und Kosten? In: Pflegezeitschrift 7/2010. S. 404 – 405

 

Sellemann B., Hübner U. (2009). Verbreitung von Pflegedokumentationssystemen in Deutschland und Österreich. In: Die Schwester – Der Pfleger 11/2009. S. 1117 - 1119

 

Schaubmayr C. (2004). Bedeutung einer EDV – gestützten Pflegedokumentation für das Pflegemanagement. Dissertation vorgelegt an der Privaten Universität für Medizinische Informatik und Technik Tirol

 

Weiss-Faßbinder S., Lust A. (2010). GuKG – Gesundheits- und Krankenpflegegesetz. Wien. Manz

8             Anhang

Anhang 1: Tabelle I-1: Patientenbezogene, patientennahe Tätigkeiten

Anhang 2: Tabelle I-2: Patientenbezogene, patientenferne Tätigkeiten

Anhang 3: Tabelle I-3: Nicht-patientenbezogene Tätigkeiten

Anhang 4: Qualitätsleitfaden der PIK-Studie


 

Anhang 1: Tabelle I-1: Patientenbezogene, patientennahe Tätigkeiten

Führen der Patientenakte

Patientenstammdatenverwaltung

 

Patientendaten suchen (z.B. über eine Patienten-Identifikation oder ein anderes Kriterium)

 

Patientenstammdaten erfassen, ansehen, ändern (inkl. Angehörige, Risikoliste, Med. Diagnosen)

 

Patientenbezogene Notizen, Checklisten und Terminlisten erstellen und einsehen

Pflegedokumentation

 

Pflegestammdaten ansehen, ändern

 

Pflegeanamnese erheben

 

Pflegediagnosen dokumentieren

 

Auf Verschlüsselungskataloge (z.B. ICNP) zugreifen

 

Pflegeprobleme dokumentieren

 

Pflegeressourcen dokumentieren

 

Pflegeziele dokumentieren

 

Pflegemaßnahmen dokumentieren

 

Pflegedurchführung/Leistungen dokumentieren

 

Pflegebericht/Verlaufsbericht/Übergabebericht/Verlegungsbericht/Entlassungsbericht erstellen

 

Pflegeevaluation durchführen

 

Pflegeaufwand verschlüsseln (z.B. nach PPR)

 

Auf PPR-Tabellen/sonstige Pflegekategorie-Tabellen zugreifen

 

Pflegestandards/Standardpflegepläne nutzen (erstellen/nachschlagen/zur Dokumentation benutzen)

Medizinische Dokumentation (nur der pflegerelevante Teil)

 

Fieberkurve führen (inkl. Vitalparameter, Bilanzierung)

 

Medizinische Anordnungen dokumentieren (z.B. Medikation, Labor, Untersuchungen, Ops, KG

 

Befunde (z.B. Laborwerte, OP-Berichte) dokumentieren/einsehen

 

Medizinische Diagnosen dokumentieren/verschlüsseln

 

Arztbriefe einsehen

 

Therapiepläne aufstellen (Nüchternpläne, Kostaufbaupläne etc.)

 

Aufklärungsbögen und Einverständniserklärungen überprüfen und dokumentieren

Pflegebezogene Auswertungen

 

Abfrage (Listen, Statistiken..) durchführen: Auswertung nach Patient, Fall, Station, Zeit, Prozedur

Tabelle I-1: Patientenbezogene, patientennahe Tätigkeiten (Hacker, Scheuch, Kunath, Haux, 1999, Anhang I, S. II)


 

 

 

Anhang 2: Tabelle I-2: Patientenbezogene, patientenferne Tätigkeiten

Stationsorganisation (patientenbezogen)

Patientenverwaltung

 

Patientendaten aufnehmen (inkl. Kurzaufnahmen)

 

Verlegung, Beurlaubung, Entlassung von Patienten dokumentieren

 

Pendelliste erstellen

Erzeugen von Organisationsmitteln

 

Etiketten erzeugen

 

Briefe, Bescheinigungen etc. erzeugen

Bettenverwaltung

 

Bettenbelegung verwalten (Bettenübersicht, Reservieren, Einbestellen, Verschieben, Freigeben)

Verwaltung aller patientenbezogenen Dokumente

 

Krankenakten ausleihen, suchen, rückgeben

 

Sonstige Dokumente verwalten

Sonstige Organisationshilfen

 

Statistik über Stationsbelegung erstellen

 

Zuordnung Pflegepersonal zu Patienten (Bezugspflege, Zimmerpflege, Bereichspflege)

 

Arbeitslisten, Terminplanungen etc. verwalten

Kommunikation mit Leistungserbringern (patientenbezogen)

Kommunikation mit diagnostischen und therapeutischen Leistungsstellen

 

Hausweite Leistungskataloge nutzen (Labor, Mikrobiologie, Röntgen, OP, etc.)

 

Termine vereinbaren (mit Prioritätsangabe)

 

Leistungen anfordern

 

Befunde empfangen und ansehen

Kommunikation mit sonstigen Leistungserbringern

 

Krankentransport/Taxi anfordern/terminieren

 

Speisen anfordern

 

Instandsetzungen anfordern/terminieren

Übersicht über angeforderte Leistungen (inkl. Status)

 

Erinnerungslisten erzeugen (terminierte Untersuchungen, OPs etc.

Tabelle I-2: Patientenbezogene, patientenferne Tätigkeiten (Hacker, Scheuch, Kunath, Haux, 1999, Anhang I, S. II - III)


 

Anhang 3: Tabelle I-3: Nicht-patientenbezogene Tätigkeiten

Stationsorganisation (nicht-patientenbezogen)

 

Dienstplanung durchführen (inkl. Urlaubsplanung)

 

Mitarbeiterfortbildung organisieren und überwachen

 

Arbeitszeiten erfassen

 

Lagerbestände verwalten (Medikamente, Wäsche, etc.)

 

Alarmplan bereithalten (Notfallanweisungen)

 

Ressourcen verwalten (Stationsräume, Gegenstände, Finanzen etc.)

 

Sitzwachen organisieren (inkl. Kommunikation mit Sitzwachenbüro)

Kommunikation innerhalb der Station (nicht-patientenbezogen)

 

Informationen und Dokumente bereithalten/austauschen

Kommunikation mit anderen Leistungserbringern (nicht-patientenbezogen)

 

Medikamente anfordern

 

Wäsche anfordern

 

Sonstige Materialien anfordern

Zugriff auf Informationen und Wissen

Zugriff auf allgemeine Informationen

 

Auf Telefonverzeichnis, Mitarbeiterverzeichnis, Fahrpläne, PLZ, Wörterbuch etc. zugreifen

 

Auf Diskussionsforen zugreifen (Schwarze Bretter o.ä.)

Zugriff auf fachspezifische Informationen

 

Auf Literaturverzeichnisse zugreifen (z.B. Medline)

 

Auf Nachschlagewerke zugreifen (z.B. Psychrembel [sic])

 

Auf Medikamentenlisten zugreifen (z.B. Rote Liste)

 

Auf Fachinformationen zugreifen (Fachbücher, Fachdatenbanken, Fachzeitschrifen etc.).

Zugriff auf Hausinterne Informationen

 

Auf Apothekenlisten zugreifen

 

Auf Adressen zugreifen (Ärzte, Krankenkassen, etc.)

 

Auf sonstige interne Listen zugreifen (Kostenstellen, Artikel, Laborleistungen, Materialien etc.)

 

Auf Standards bzw. Richtlinien zugreifen (z.B. Pflegestandards)

 

Auf Dokumentationsrichtlinien zugreifen

 

Auf Informationen  von Mitarbeiter-Vertretungen zugreifen (Personalrat etc.)

 

Auf Fort- und Weiterbildungs-Informationen zugreifen (Termine, Kurse, Anmeldungen etc.)

 

Auf hausinterne Richtlinien, Dienstanweisungen etc. zugreifen

Entscheidungsunterstützung

 

Entscheidungsunterstützende Systeme nutzen (bei Pflegeplanung, Diagnosefindung etc.)

Patienteninformierung

 

Informationen über Stationsorganisation geben

 

Information über Therapie, Diagnostik etc. geben (auch fremdsprachlich)

 

Information über Daten geben, die über den Patienten gespeichert sind

Nutzung persönlicher Werkzeuge der Informationsverarbeitung

 

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Tabelle I-3: Nicht-patientenbezogene Tätigkeiten (Hacker, Scheuch, Kunath, Haux, 1999, Anhang I, S. III - IV)


 

Anhang 4: Qualitätsleitfaden der PIK-Studie

 

Frage 1: Informationssammlung und Pflegeprobleme stehen in einem sinnvollen Zusammenhang.

Frage 2: Individuelle Bedürfnisse, Gewohnheiten und Wünsche des Patienten werden in der Informationssammlung erhoben.

Frage 5: Die Formulierten Pflegeziele stehen mit der Informationssammlung in einem sinnvollen Zusammenhang.

Frage 7: Die Maßnahmen und die Ziele stehen in einem sinnvollen Zusammenhang.

Frage 8: Im Pflegebericht sind herabwertende Äußerungen enthalten.

Frage 11: Im Pflegebericht werden Probleme oder Maßnahmen erwähnt, die in der Pflegeplanung nicht vorkommen.

Frage 12: Im Pflegebericht wird über den Verlauf und über die Effektivität der Pflegemaßnahmen berichtet.

Frage 13: Der Pflegeverlauf ist verständlich und nachvollziehbar.

Frage 14: Die Schrift der Dokumentation ist gut lesbar.

Frage 15: Wie beurteilen sie zusammenfassend die Qualität der vorliegenden Pflegedokumentation?

Zusammengefasst aus: Mahler C. et al, (2002). S. 42 – 57.[2]


Eidesstattliche Erklärung

 

 

 

Hiermit erkläre ich, dass die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und nur die

angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet wurden. Diese Arbeit wurde noch nicht anderweitig als Arbeit eingereicht.

 

 

Zams, im September 2011

 

 

 

 

Albert Zangerl



[1]   „frei“ meint hier frei im Sinne von „Freiheit“, nicht im Sinne von „gratis“.

[2] Die fehlenden Fragen 3, 4, 6, 9 und 10 wurden in der Quelle nicht erwähnt.